Kürzlich, vor dem Trainingslager
Morgenreflexionen
Halleluja. Seit dem ersten Schlag sind nun etwa 10 Minuten vergangen. Ist das jetzt Tatsache oder träume ich? Wo befinde ich mich eigentlich? Ich habe erst mal nix gesagt. Ich liege auf dem Bauch, bewege mich nicht, habe den Kopf zur Seite gelegt, den linken Arm nach vorne gewinkelt und die Beine gestreckt. Ich atme in mein Kissen. Aha, da ist ein Fenster. Mit einem Vorhang, den ich nicht kenne, den ich noch nie gesehen habe. Anscheinend ein Zimmer. Die Sonne scheint schräg durch das Fenster rein. Neben mir ist jemand, mein Kollege Jogi, glaube ich. Er atmet hörbar. Wir beide befinden uns wohl in einem Zimmer in einer fremden Unterkunft. Kann ich mich umdrehen, und ihn etwas fragen? Ach nein, das geht ja nicht. Ich war die ganze Zeit ruhig, aber nun interessiert es mich doch.
Ich frage: „Bei Dir auch?“
Jogi sagt: „ Ja, bei mir auch!“
Wir lachen beide – was einen erneuten Schlag zur Folge hat. Oh Leute, man darf noch nicht einmal daran denken, sich zu bewegen.
Es ist früh morgens, etwa 7 Uhr, wir liegen im Bett, die Sonne scheint hinein und wir lachen. Was ist da passiert? Wir hatten ein Trainingslager im Allgäu, waren aber 24 Stunden zu früh da, weil irgend einer – das war ich – das Datum nicht richtig gelesen hatte. Wir hatten also den ersten Tag frei und sind natürlich Langlauf gefahren und haben anschließend Eisstockschießen gemacht. Nein, wie der aufmerksame Leser vielleicht schon vermuten mag, haben wir an diesem Tag eine andere Option genutzt. Was soll man sagen: Die Situation ergab rein zufälligerweise, dass wir ein wenig Buckelpiste gefahren sind. Einfach so, ohne großartige Planung. Das Wetter war echt gut. Guter Schnee und ein gutes Areal, da in Oberjoch im Allgäu. Wir fuhren zwei, dreimal runter und plötzlich stand einer neben uns, der das auch ganz gut konnte.
Er war gesellig und hat mit uns kommuniziert, so dass wir herausfanden, dass er im Nationalteam im deutschen Freestyle aufgenommen war. Echt, im Nationalteam? Wir wussten nicht, dass es für derartiges auch Nationalteams gab, denn Buckelpiste war damals noch keine allgemein akzeptierte Sportart. Das hat uns dann ordentlich angespornt. Der Typ fuhr also einen halben Tag mit uns durchs Gelände, hat lupenreine „Rund-um-Sicht-Helis“ gemacht, aber irgendwann meinte er, er habe genug und müsse sich verabschieden. Wir haben ihn ausgelacht und sind weitergefahren, bis zum letzten Lift an diesem Tag. So ein Trottel, ist in der Nationalmannschaft und gibt so früh auf.
Der Typ von der Nationalmannschaft war wirklich eine Pfeife, fanden wir dann am Abend. Auch wenn er lupenreine Helis sprang.
Na ja, eigentlich war er keine Pfeife sondern hat recht gehabt. Wir merkten das etwa 16 Stunden später und waren dann genau so schlau wie er. Der Muskelkater dauerte etwa eine ganze Woche lang. So etwas habe ich nie wieder erlebt. Am schlimmsten war der erste Morgen.
Nachtrag
Nun ist es nicht sehr schwierig einen Fahrer aus der Nationalmannschaft persönlich zu treffen, wenn in einem Skigebiet lediglich eine Buckelpiste vorhanden ist und nur 3 signifikante Buckelpistenfahrer herumfahren.
Jogi hat mir später erzählt, dass er eine ganze Woche lang eine panische Angst vor Skiliften mit Bügeln hatte. Jedes Mal, wenn er einen Liftbügel hinter seine Gesäßmuskel klemmte, erzeugt das einen Schmerz, der ihn das griechische Alphabet rückwärts, den Hauptsatz der Integral- und Differentialrechnung vorwärts und das Ave Maria nostrum Deus geschüttelt aufsagen ließ. Erst nach einer Woche ist das Problem abgeklungen, aber dann war unser Aufenthalt auch schon vorbei.