Peitschenschlagtechnik

Wir beschreiben eine Technik, die man vielleicht noch nicht ganz als ausgereift bezeichnen kann, aber es geht schwer in diese Richtung. Wie Ihr bereits seht, lautet die Bezeichnung: „Peitschenschlagtechnik“. Ein mutig angelegter Name, aber was soll ich sagen, die Technik hält tatsächlich den Ansprüchen stand.

Hier eine erste Beschreibung:
Die Bewegung geht vom Rumpf in die Beine. Der Rumpf oberhalb des Gürtels bleibt stabil und bildet eine ruhige Masse. Diese Masse wird als Ausgangsgewicht verwendet, um die Beine zur Seite zu drücken. Gleichzeitig wird gebremst. Der aufgenommene Fahrtimpuls wird zur Seite gelenkt und abgegeben.

Wenn wir mit einer Peitsche schlagen, haben wir den Griff in der Hand. Wir machen die Bewegung so, dass es am Griff nicht sehr beweglich zugeht, aber, auf welche ausgeklügelte Art auf Weise auch immer, an der Spitze der Peitsche enorm knallt.

Diese Peitschenbewegung übertragen wir auf den Körper. Der Oberkörper wirkt als „Griff“ oder Halterung und die Beine als das „Ende“ der Peitsche. Aus dem Oberkörper heraus werden die Füße so angetrieben, dass es aussieht, als würden diese zur Seite ausschlagen.

Der Fisch an der Angel

Zur weiteren Erklärung nehmen wir einen Vergleich: Wir zeigen einen Fisch, der an der Angelschnur hängt. Das Tier beißt an und wird in die Höhe gezogen. In der Luft zappelt der Fisch mit dem Schwanz. Der Oberkörper und Kopf bleiben relativ ruhig, am weitesten schlägt der Schwanz aus. Die Flosse eines Fisches ist nicht so schwer, wie der Rumpf.

Dieses Modell übertragen wir jetzt auf unseren Bereich. Die Beine schlagen aus und der Oberkörper bleibt ruhig – gerade so, wie bei einem Fisch an der Angel. Das klingt einigermaßen nachvollziehbar, denke ich.
Die Muskel, die diese Bewegung antreiben, sind jene am Oberkörper, die das Becken seitlich mit den Rippen verbinden.  Es entsteht ein Bogen. Eine Biegung zur Seite unseres Körpers mit einer ausgeprägten Hüftbeugung. Bei der Peitschenschlagtechnik beugen wir uns nach links und rechts. Und genau dadurch entstehen weite, die Falllinie querende Schwungverläufe.

Ausgleichstechnik

Wir erinnern uns: Wie war die klassische Ausgleichstechnik nochmals definiert? Ach ja, Bodenunebenheiten werden auffangen, indem wir uns beugen und strecken. Die Ausgleichstechnik funktioniert also beugend und streckend. Beim Peitschenschlag agieren wir hingegen links-rechts, nicht vor und zurück. Dadurch leiten wir die Bewegungsenergie zur Seite hin.

Wir sind am meisten zur Seite gebeugt, wenn wir die obere Flanke des Buckels erreichen. Wir touchieren die Buckeloberseite mit der Aussenkante des Talskis, wenige Zentimeter hinter der Bindung. Normalerweise ist es ja so, dass wir mit der Oberkante des Skis auf einem abschüssigen Hang stehen. In einer Buckelpiste stellen Buckel aber mikroskopische Gegenhänge dar. Somit ist es notwendig festzustellen, dass die Kanten plötzlich tauschen. Wer das erkannt hat, ist in der Buckelpiste einen Schritt weiter.

(1) Wenn wir am weitesten zur Seite gebeugt sind, ist der Moment für den Stockeinsatz. Stockeinsatz und das letzte Raushauen der Beinpeitsche erfolgen gleichzeitig. Beim Peitschenschlagschwung wird der Fahrtimpuls durch einen Schlag zur Seite abgeleitet , im extremsten Fall sogar über die Außenkante des Außenskis – eine Kante, die, wie gesagt, in dieser Schwungphase normalerweise keine Bodenberührung hat.

Steigerung

Falls Ihr lange Haare habt, könnt Ihr dem noch eins draufsetzen, indem Ihr mit dem Stockeinsatz und dem Peitschenschlag die Haare nach außen werft. Falls ihr das umzusetzen könnt, sieht es sicher beeindruckend aus.

Wie kann man das üben?

Die soeben eingeführte Peitschenschlagtechnik wenden wir zunächst an, wenn der Hang nicht allzu steil ist. Ist ja logisch.

Am besten beginnt Ihr auf einer flachen Buckelpiste mit nicht allzu großen Buckeln. Versucht in allen Schwungphasen gestreckt zu bleiben. Die Buckel werden nicht aus den Knien heraus aufgefangen, sondern ihr macht die „Peitsche“. Der Oberkörper und die Beine werden zur Seite geneigt, die Hüfte geht nach innen. Der Oberkörper ist dabei um Nuancen früher dran als die Beine, genau wie es auch bei einer Peitsche der Fall ist. Denn dort beginnt ja auch die Bewegung mit dem Griff der Peitsche die Bewegung, die dann zum Schlag an der Spitze führt.

Die Peitschenschlagmethode hilft bei:

1. der Skidrehung
2. dem Ableiten der kinetische Energie zur Seite.

Am Ende des Schwungs haut ihr die rechte Außenkante des rechten Skis kurz hinter der Bindung zur Seite und macht den Stockeinsatz. Im Moment des Stockeinsatzes seid ihr gebückt. Danach stehen die Ski in der neuen Richtung.

Drei Meter mal nichts machen

Wer frühzeitig die Ski in die richtige Richtung dreht, kann die Ski anschließend geradeaus fahren lassen. Es entspannt auch, ein Stück geradeaus zu fahren. Man kann die Strecke zwischen den Peitschenschlägen auf dem Grund der Buckel ausfahren, oder hüpfen. Dann trippelt man von Buckelflanke zu Buckelflanke und hat dazwischen keinen Bodenkontakt.

Ich wiederhole: In dem Moment, wo man meisten zur Seite gebeugt ist, wird die kinetische Energie zur Seite geschoben.

Ihr könnt die Phasen des Schwunges mit unterschiedlicher Geschwindigkeit ausführen. Wenn zu Ende des Schwungs, also kurz bevor Ihr die andere Seite ansteuert, noch mal stark zur Seite schlagt, und die schwungäußeren Ski mit der Außenkante gegen die obere Flanke des kommenden Buckels rammt, sieht das aus, als würdet Ihr euren Beinen den letzten Peitschenschlag geben.

Im Anschluss könnt ihr euch den Luxus leisten kurz nichts zu machen – das ist angenehm. Euch quälen keine Probleme mit der Geschwindigkeit, der Richtung und ihr könnt aufrecht zwei Meter fahren oder hüpfen, ohne irgendwas zu machen. Das ist verblüffend, dass man sich tatsächlich dort, wo andere den Geschwindigkeitstod sehen, entspannen kann.

Ich hoffe, damit habe ich nun einigermaßen klar gemacht, was ich unter der Peitschenschlagtechnik meine.

Ist das, was wir beschreiben, ein glatter Innenskischwung?

Wir stehen auf der Außenkante des Außenskis , weil der Buckel einen kurzen Gegenhang darstellt. Wir vergleichen nun Innenskischwünge mit dem Peitschenschlagschwung.

Also versuchen wir uns an einer kurzen Beschreibung des Innenskischwungs:

Bei einem Innenskischwung stehen wir zunächst auf der Oberkante des Bergskis. Kurze Zeit, nachdem wir die Ski ein wenig zum Tal gedreht haben, stellen wir uns aufs andere Bein und belasten die Talkante des Talskis, die jetzt langsam zur Innenkante und zum Bergski wird. Auf diese – nicht zu empfehlende – Art wuchten wir uns um die Falllinie und bleiben auf dieser Innenkante stehen. Später geben wir die Ski wieder ein wenig zum Tal frei und stellen uns erneut auf die Innenkante des Innenskis.

Jetzt kommt auf ähnliche Weise die Beschreibung des Peitschenschlagschwungs:

Wir fahren oder fliegen zentral auf den Buckel zu. Dieser Teil des Schwungs befindet sich in der Entlastungsphase, oder gar in der Luft, so dass die Kanten keine Rolle spielen. Den Oberkörper und die Beine beugen wir anschließend zur Seite (siehe oben). Wir landen auf der Außenkante des Außenskis und drehen die Ski in die neue Richtung. Dies machen wir die ganze Landungsphase hindurch. Sobald wir den Peitschenschlagpunkt hinter uns haben, führen wir die Skispitzen wieder Richtung Tal. Es geht weiter zum nächsten Buckel.

Wenn wir die Fahrspur beider Schwünge von oben betrachten würden und darauf die benutzten Kanten eintragen, wären beide Kanteneinsätze einander sehr ähnlich. Hier eine grafische Darstellung:

Die grüne wie die blaue Linie stellen wohl die gleiche Kante dar. Die Außenkante des Außenskis berührt zu einem ähnlichen Punkt des Schwungs den Boden wie die Innenkante beim Innenskischwung.
Im grauen Bereich haben beide Kanten Schneekontakt.


Wenn wir die gleiche Kante an der gleichen Schwungposition mal als Außenkante des Außenskis, mal als Innenkante des Innenskis interpretieren, zeigt das, dass wir den gleichen Schwungabschnitt (grauer Bereich) mal als Schwunganfang, mal als Schwungende bezeichnen.
Es gibt also grundsätzliche Unterschiede zwischen dem Innenskischwung und dem Peitschenschlagschwung.

Irgendwie ähnelt der Peitschenschlagschwung schon einem Innenskischwung. Einem legitimen allerdings. Nicht einem aus der Ratlosigkeit heraus, weil man es nicht besser hinbekommt.