Ausgereifter Stil
Ausgereifter Stil
Hier auf dieser Webseite, in diesem Blog mit seinen Texten geht es um Vintage-Buckelpistenfahren aus dem späten 20. Jahrhundert, um Erzählungen und Überlegungen aus Zeiten, wo das Buckelpistenfahren noch unterkühlt war und eine Verblüffung produzierte, die den ganzen Hang erfasste und der niemand entgehen konnte – was die Situation völlig veränderte. Aber diese Vorgänge sind schon lange vorbei und nahezu vergessen.
Video aus dem Jahr 2009
Was uns diese Jungs hier zeigen, ist eine schicke Sache, das kann sich sehen lassen – ist aber heutzutage fast verschwunden, außer eben manchmal bei Youtube. Sie präsentieren uns eine entspannte Technik, eine, die richtig ausgereift und zufriedenstellend ist und am Ziel ankommt.
Ich war in den 1980-ern der Meinung, man müsse es auf folgende Art machen: Ich zog alle Register, die ich hatte und das waren damals schon ein paar – um dann unerwartet auf ein Körperteil jenseits der Füße zu plumpsen, also auf meine Gesäßmuskeln oder auf meine Fresse. Diese Vergnügungen waren ganz brauchbar und bildeten meine bevorzugte Art des Amüsements und ein Unglück ist eigentlich nie passiert.
Das Video mit seinem kühlen und beherrschten Inhalt ist anders gestrickt und für mich und meine Altersgenossen zugegebenermaßen Zukunftsmusik geblieben, obwohl wir uns ein wenig in diese Richtung hin entwickelt haben – aber bestimmt nicht bis in diese Stufe hinein. Nicht mehr so experimentell wie bei mir, aber beeindruckend – und wie lange hat der Buckelpistensport für das Erreichen dieses Niveaus benötigt? Seit dem Start Anno 1970 – wo alle noch fröhlich und etwas unkoordiniert waren – etwa 40 Winter. Außerdem sind es mehrere Fahrer, die uns hier auf die Nerven gehen. Das Ganze sieht auch nicht grenzwertig aus, in dem Sinne, als würden die Typen Dinge tun, die sie überfordern und ihre Gelenke schädigen und langfristig demolieren. Sie zeigen uns das Leistungsvermögen, welches wir Buckelpistenfahrer schon immer gesucht und in Gedanken herbei gewünscht haben. Unser Endziel, der heilige Gral unseres Sports sozusagen.
Stari Vrh
Und das nicht mal in den Alpen, sondern auf einem relativ kurzen Hang auf dem Balkan. In Slovenien gibt es keine Pisten von fünf Kilometern Länge. Es braucht auch nicht mehr, als die 200 Meter am „Stari Vrh“.
Wir Buckelpistenfahrer haben mit kürzeren Hängen übrigens kein Problem. Und noch nicht mal einen Lift benötigen wir streng genommen. Wir können zwischen den Fahrten, die doch einigermaßen anstrengenden sind, zur Entspannung auch etwas anderes tun – also zum Beispiel den Hang wieder hochlaufen. Eine Buckelpiste muss auch nicht steil sein, um Laune zu machen. Sie muss nur ausgefahren und bucklig sein.
Im Ruhrgebiet existiert eine Skihalle mit einer Streckenlänge von ein paar hundert Metern. Zum normalen Skifahren ist das natürlich zu kurz. Man fährt oben los und drei Atemzüge später hat man den Hang schon hinter sich. Aber wenn man dort Buckelpisten entstehen lassen würde, dann wäre das etwas anderes. Dann könnte dieses Angebot auch für uns sportlich orientierte Menschen interessant werden. Ein nüchterner Planer kann diesen Gedanken übrigens noch weiter treiben: Wie wäre es, wenn wir eine derartige Halle im heißen Wüstensand oder in den Niederlanden bauen würden?
Das mit dem Wüstensand ist keine Spekulation mehr. Man könnte auch von Hallen auf dem Mond oder Mars spekulieren – wo jeder Mondbesucher die tollsten Sachen machen kann: Etwa einen doppelten Salto springen, ohne ihn je vorher geübt zu haben. Oder einen achtfachen Salto, wenn er auf der Erde bereits den Doppelten springen kann. Wer weiß heute schon, was alles getan werden werden kann in den nächsten Jahrhunderten und was nicht.
Nachtrag
Das war jetzt mal ein kurzer und zugegeben leicht alberner Ausflug in die Zukunft. Das ist schon albern, wenn man von Skihallen auf dem Mond redet.
Falls Ihr Euch eher für vergangene Dinge interessiert – weil ihr zum Beispiel einen Buckelpistenfahrer gesehen habt und Euch wundert, wieso dieser Sport aus der Mode gekommen ist – dann seid ihr hier richtig und vielleicht auch ein wenig neugierig? Das Buckelpistenfahren kam vor Jahrzehnten gut an, konnte sich sehen lassen und machte auch Laune beim Ausprobieren.
Und jeder altgewordene Hot-Dogger aus den 1980-ern, sofern er noch einigermaßen laufen und mit Euch sprechen kann, wird auf Aufforderung hin tief einatmen, einen Moment lang zurück schauen, mit seinen zittrigen Augen an der Decke entlang fahren und dann sagen:
„Das Buckelpistenfahren soll tot sein?
Niemals, es lebe das Buckelpistenfahren!“
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